++ Herzlich Willkommen in der salzigen Welt des Seekajaks ++ ++ Du interessierst dich für das Paddeln auf dem Meer und suchst Infos zum Einstieg? ++ ++ All die seltsamen Begriffe wie "Greenland Rolling", "Rockhopping", "Tideraces" usw. sind für dich böhmische Dörfer? ++ ++ Hier bist du richtig – denn auf dieser Seite verschaffen wir dir den Überblick! ++
WER HAT'S ERFUNDEN?
Nein… diesmal waren's ausnahmsweise nicht die Schweizer… Kein Wunder – denn das Seekajakfahren ist natürlich eine maritime Tradition, erfunden und über Jahrhunderte entwickelt und perfektioniert von den Ureinwohnern Grönlands und anderer Gebiete der Arktis – nicht zum Spass, sondern zum Jagen, was gleichbedeutend war mit Überleben.
Nein… diesmal waren's ausnahmsweise nicht die Schweizer… Kein Wunder – denn das Seekajakfahren ist natürlich eine maritime Tradition, erfunden und über Jahrhunderte entwickelt und perfektioniert von den Ureinwohnern Grönlands und anderer Gebiete der Arktis – nicht zum Spass, sondern zum Jagen, was gleichbedeutend war mit Überleben.
EINE LEBENDIGE INDIGENE TRADITION
++ Auch wenn wir heute nur noch eher selten mit unseren Kajaks auf Walrossjagd gehen, respektieren wir diese uralte indigene Kunst und tragen unseren kleinen Teil dazu bei, dass das Erbe der mutigen und genialen Jäger des hohen Nordens nicht verloren geht, sondern sich weiter entwickelt und lebendig bleibt. ++
Das "Qajaq" – der Urahn aller heutigen Kajaks – ist sicherlich eine der imposantesten Erfindungen der Menschheit. In ihrer extrem harschen Umwelt entwickelten die indigenen Jäger des hohen Nordens ein leichtes, schlankes – und v.a. schnelles – Boot, das mit einem dünnen Doppelpaddel lautlos vorangetrieben wird und sich bestens zur Jagd auf Meeressäuger eignet. Diese Leistung menschlicher Kreativität ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass in der hohen Arktis nirgends Bäume wachsen. Wollte man ein Qajaq bauen, war man auf kostbares Treibholz angewiesen, aus dem man erstaunlich leichte und präzise konstruierte Gerüste baute, über die dann wasserdichte Tierhäute gespannt wurden. Alles ohne Nägel, ohne Schrauben und ohne Kleber – sondern lediglich vernäht und zusammengehalten allein von stabilen Tiersehnen.
Übrigens bauten nicht nur die indigenen Grönländer Kajaks. Auch in der kanadischen Arktis, bei den Inuit, den Yupiat in Alaska und auf den Alëuten wurden sehr ähnliche seetaugliche Paddelboote entwickelt und zur Jagd genutzt.
Auch wenn aus dem Jagdboot der arktischen Jäger heute vor allem ein weltweit verbreitetes und in Massen produziertes "Sportgerät" wurde, das in alle möglichen Richtungen, bis hin zum kurzen, wendigen Wildwasserkajak, weiter entwickelt wurde – die wunderschönen, schlanken und hoch ästhetischen Qajaqs der Grönländer haben bis heute überlebt und werden nicht nur von indigenen Handwerkern, sondern auch von diversen Bootswerften produziert. Bootsbauer wie der Schwede Johan Wirsen und seine Partnerfirma Rebel Kayaks haben einen erheblichen Teil dazu beigetragen, dass Grönlandkajaks heute weltweit sogar immer populärer werden.
Nicht nur die Kreativität und die Handwerkskunst der indigenen Jäger des Nordens sind bemerkenswert – sondern auch ihr unglaublicher Mut. Niemand in Grönland konnte schwimmen. Wozu auch? Das Wasser in der hohen Arktis wird selbst im Sommer kaum wärmer als 2-5°C. Nach einer Kenterung aus dem Kajak auszusteigen und zu schwimmen hätte die Qualen nur verlängert. Den sicheren Tod somit immer vor Augen, machten die klugen Jäger aber eine weitere legendäre Erfindung: Sie fanden Wege, sich nach einer Kenterung in ihrem Kajak wieder an die Oberfläche zurück zu rollen. Die sogenannte "Eskimorolle" war geboren. Es blieb übrigens nicht nur bei einer einzigen Rolltechnik, sondern im Laufe der Zeit wurden etliche verschiedene Rollen entwickelt: Mit ihren mehr oder weniger wasserdichten Robbenlederanzügen ("Tuilik") fest mit ihren Booten verbunden, lernten die Jäger im eiskalten Wasser mindestens 35 verschiedene Arten zu rollen, aus allen Positionen – egal ob mit dem Paddel, mit der Hand oder verwickelt in eine Harpunenleine; ob im ruhigen Wasser, in stürmischer See oder seitlich gezogen von einem tonnenschweren Walross – diese Fähigkeiten waren überlebenswichtig. Erst wer sie beherrschte, durfte mit dem Qajaq auf die Jagd gehen.
Lange Zeit blieben diese Techniken den Freizeitpaddlern der gemässigten Gefilde übrigens ein Mysterium. Der Bann wurde erst 1927 gebrochen, als dem Wiener Edi Hans Pawlata als erstem Europäer nachweislich die sogenannte Eskimorolle gelang.
Vielleicht sogar noch mehr als das reinrassige Grönlandkajak erfreut sich das sogenannte Grönlandpaddel heute einer immer grösseren Beliebtheit. Vor wenigen Jahren wurde man damit noch als "Exot" belächelt – und noch immer gibt es viele, die dem traditionellen, schmalen Holzpaddel nicht viel zutrauen. Aber seine Fangemeinde wächst unaufhaltsam. Gerade für Touring (egal übrigens ob auf ruhigem oder rauem Wasser) ist es ideal. Es schont die Gelenke auf langen Strecken, was vor allem etwas feingliedrigere Menschen sehr zu schätzen wissen.
Die wahren Vorteile des Grönlandpaddels, dessen schlanke, lange Paddelblattflächen immer unverschränkt zueinander stehen, zeigen sich jedoch beim Stützen und Rollen. Wer einmal die Techniken der Grönlandrollen verstanden und verinnerlicht hat, der kommt aus jeder Position wieder an die Oberfläche – und zwar mit Ruhe und Gelassenheit. (Mehr zu dem Thema unten auf dieser Seite)
Wie bereits oben erwähnt, hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan in der Entwicklung des Seekajaks. Ganz besonders die Briten waren und sind federführend im Vorantreiben des Kajaksports. Somit ist es kein Wunder, dass sich zu den alten, klassischen Formen der Grönländer heute eine ganze Reihe an "British Style" Kajaks hinzugesellt haben und heute eigentlich das Bild eines modernen Seekajaks prägen. Dies sind in der Regel hochgradig seetüchtige Boote mit diversen Abschottungen, Fussstützen und Performance-optimierten Sitzanlagen, "Skegs" (ausfahrbare Finnen zur Stabilisierung der Fahrtrichtung bei Wind), Deckleinen und so weiter…
Mit der Weiterentwicklung des Sports (mehr hierzu siehe unten) kamen natürlich auch neue Bootsformen hinzu: Neben den klassischen, langen Tourenbooten mit viel Gepäckstauraum entstanden etliche kürzere, wendige Boote, zum Spielen zwischen Felsen, in Gezeitenstromschnellen ("Tideraces") oder in der Brandung. Neben superleichten Booten aus Kevlar-Carbon gibt es extrem stabile "Ocean Playboats" aus fast unverwüstlichem PE – und so weiter…
Aber all diesen modernen Seekajaks sieht man eines immer noch an: Ihr gemeinsames Erbe. Und das ist und bleibt das gute alte Qajaq der Grönländer.
NUR WAS FÜR "WARMDUSCHER"?
Gerade in der Schweiz wird das Seekajakfahren von vielen noch immer wahrgenommen, als „etwas für diejenigen, die sich nicht trauen, richtig Kajak zu fahren“. Richtig Kajakfahren – das heisst hier traditionellerweise ganz klar eigentlich nur eines: Wildwasserkajakfahren. Seekajak, das ist etwas für die, die sich nicht auf den Fluss trauen, und nur so ein bisschen zum Plausch auf dem See herum paddeln. Kajakfahren auf dem Meer? „Kann ja nicht so schwierig sein…“ Nein. Ist es auch nicht. Nicht grundsätzlich jedenfalls… Und dennoch: Die Anforderungen an Psyche und Körper sind völlig andere – und lassen sich kaum miteinander vergleichen. Eng, schnell und brachial vs. riesengross, dynamisch und gewaltig? Es ist pure Geschmacksache, was einem mehr Spass macht. Und tatsächlich gibt es auch immer mehr Kajaker*innen, die beides mit der gleichen Leidenschaft betreiben.
Gerade in der Schweiz wird das Seekajakfahren von vielen noch immer wahrgenommen, als „etwas für diejenigen, die sich nicht trauen, richtig Kajak zu fahren“. Richtig Kajakfahren – das heisst hier traditionellerweise ganz klar eigentlich nur eines: Wildwasserkajakfahren. Seekajak, das ist etwas für die, die sich nicht auf den Fluss trauen, und nur so ein bisschen zum Plausch auf dem See herum paddeln. Kajakfahren auf dem Meer? „Kann ja nicht so schwierig sein…“ Nein. Ist es auch nicht. Nicht grundsätzlich jedenfalls… Und dennoch: Die Anforderungen an Psyche und Körper sind völlig andere – und lassen sich kaum miteinander vergleichen. Eng, schnell und brachial vs. riesengross, dynamisch und gewaltig? Es ist pure Geschmacksache, was einem mehr Spass macht. Und tatsächlich gibt es auch immer mehr Kajaker*innen, die beides mit der gleichen Leidenschaft betreiben.
SANFT ODER WILD? NEPTUN ENTSCHEIDET
++ Fluss oder Meer? Schlussendlich gibt es eigentlich nur einen wirklichen Unterschied: Der Fluss ist wie ein hungriger Wolf. Hat er dich einmal gepackt, dann schlingt er dich runter, frisst dich in Sekundenschnelle. Das Meer aber ist wie eine Katze… Wenn sie dich erwischt, dann spielt sie erst einmal eine halbe Ewigkeit mit dir. Am Ende wird sie dich aber genauso fressen! ++
++ Fluss oder Meer? Schlussendlich gibt es eigentlich nur einen wirklichen Unterschied: Der Fluss ist wie ein hungriger Wolf. Hat er dich einmal gepackt, dann schlingt er dich runter, frisst dich in Sekundenschnelle. Das Meer aber ist wie eine Katze… Wenn sie dich erwischt, dann spielt sie erst einmal eine halbe Ewigkeit mit dir. Am Ende wird sie dich aber genauso fressen! ++
Die oben angerissene Diskussion zum Thema Wildwasser vs. Seekajak ist natürlich absolut müssig. Zum einen wollen wir uns als Seekajaker*innen gar nicht vergleichen müssen. Warum sollten wir das auch tun? Wir paddeln für uns selber – und nicht für die anderen. Zudem sind wir alle Paddler*innen und als solche sollten wir zusammenhalten und unsere Energie für wichtigeres aufwenden. Und dennoch wissen wir, wie allgegenwärtig das Thema in der Schweizer Paddelszene nach wie vor ist. Und wir wissen – aus eigener Erfahrung wie auch aus den Berichten etlicher anderer – wie nervig es sein kann, in den Clubs von einigen Dinosauriern immer noch von oben herab belächelt zu werden und dadurch immer wieder das Gefühl zu bekommen, sich beweisen zu müssen. Deshalb jetzt: Schluss damit! Gerne laden wir alle dazu ein, mit uns paddeln zu gehen und sich ihr eigenes Bild zu machen. Nicht weil wir ihnen zeigen wollen, was wir alles drauf haben, sondern einfach, damit alle selber erfahren, wie schön, gewaltig, beruhigend, beängstigend, überwältigend, friedlich, wütend, faszinierend und unfassbar der Ozean ist.
Das Paddeln auf dem Meer in ein paar Zeilen zu beschreiben ist fast ein Ding der Unmöglichkeit… Was ist es, was uns daran mit so grosser Leidenschaft erfüllt? Ist es die Unendlichkeit des Ozeans? Das Gefühl, nur ein kleiner, verletzlicher Punkt im endlosen Blau zu sein? Sind es die Kaps und die Riffs, an die die Brandung oft auf beeindruckende Art und Weise herandonnert? Die Gischt? das Salz in der Luft? Ist es die immense Kraft der Winde, die die See auftürmt und Wellen schafft, die über den gesamten Ozean reisen? Oder sind es die Kräfte der Sonne und des Mondes, die gemeinsam gewaltige Tidenhübe, Gezeitenströme und riesige Stromschnellen erschaffen? Sind es die Delfine und die Robben oder gar Wale, die uns an diesen ganz besonderen Tagen begegnen? Ist es die unfassbare Tiefe, über die wir spielerisch hinweg paddeln, nie wissend, welche Dramen sich unter uns gerade abspielen? Ist es die Wechselhaftigkeit der Launen Neptuns, der uns an einem Tag sanft willkommen heisst, an anderen aber mit grosser Wut ganze Schiffe verschlingt? Ist es das Fernweh, das alle Seeleute niemals loslässt? Ist es der direkte und unmittelbare Kontakt mit den Elementen, den wir in einem kleinen, schaukelnden Kajak sitzend, so ungefiltert spüren? Ist es die Entdeckerlust, wenn wir uns aufmachen an Orte, die wir noch niemals gesehen haben? Oder ist es die Lust am Spiel, die uns packt, wenn wir enge, von den Wellen überspülte Durchfahrten zwischen Felsen entdecken? Sind es die Surfwellen, auf die wir oft scheinbar ewig warten, um dann irgendwann endlich die eine grosse, perfekte zu erwischen?
Es gibt eigentlich nur eine Antwort auf all diese Fragen: Es ist all das zusammen – und wahrscheinlich noch viel, viel mehr.
Auch wenn unsere Boote für den Ozean gebaut sind und wir am glücklichsten sind, wenn uns das Salz aus den Augenbrauen rieselt: Natürlich paddeln wir auch auf dem See. Es kann wunderschön sein, elegant und schnell über unsere türkisfarbenen Schweizer Seen zu gleiten – im Sommer wie im Winter. Hier feilen wir an unserer Paddeltechnik und üben das Rollen. Hier verbringen wir auch viele unserer Wochenenden, oft einfach nur mit Hängematte, Schlafsack, Kochtopf und einem Feuerstahl ausgerüstet. Hier finden wir zu uns selbst nach einer anstrengenden Arbeitswoche.
Und übrigens: Auch wir paddeln auf dem Fluss. Nirgendwo kann man besser für die grossen Gezeitenstromschnellen auf dem Meer üben, als bei uns zuhause in der Schweiz, auf Aare, Reuss und Rhein.
Nein – das Seekajak ist nicht nicht nur fürs Meer geeignet. Und wir sind nicht so elitär, dass wir nicht auch auf unseren heimischen Gewässern paddeln würden!
ABENTEUER PUR
Für uns bei Moryak ist Seekajakfahren vor allem eines: Abenteuer und Freiheit. Eine Flucht aus einer immer enger werdenden Welt. Die Reduktion aufs Wesentliche. Alles, was du brauchst ist in deinem Boot. Alles was zählt ist die See, der Takt der Gezeiten, der Wind und die Wellen. Kein Grossraumbüro, kein Home-Office, keine Fussbodenheizung. Alles echt, direkt und ohne Filter. Nur du selbst bist verantwortlich für dein Tun.
Für uns bei Moryak ist Seekajakfahren vor allem eines: Abenteuer und Freiheit. Eine Flucht aus einer immer enger werdenden Welt. Die Reduktion aufs Wesentliche. Alles, was du brauchst ist in deinem Boot. Alles was zählt ist die See, der Takt der Gezeiten, der Wind und die Wellen. Kein Grossraumbüro, kein Home-Office, keine Fussbodenheizung. Alles echt, direkt und ohne Filter. Nur du selbst bist verantwortlich für dein Tun.
FREIHEIT UND ABENTEUER
++ Egal, ob du am Wochenende eine Prise micro adventure auf dem See suchst oder eine Expedition in Kamtschatka planst: Beim Seekajakfahren findest du die Dosis Abenteuer und Freiheit, die du brauchst. Mit einem Boot, einem Paddel, Zelt, Schlafsack und etwas Sicherheitsausrüstung ist praktisch alles möglich, was du dir vorstellen kannst. Du brauchst keine Yacht dafür – denn dein Luxus ist das Biwak unterm Sternenhimmel. ++
Das wirklich absolut grossartigste am Seekajakfahren ist die Tatsache, dass du mit deinem kleinen Boot für eine gewisse Zeit wirklich allem entfliehen kannst, was dich in deinem Alltag aufreibt. Du kommst an Orte, an die andere nicht (oder nur unter grossen Mühen) hinkommen. Du erlebst kleine und grosse Abenteuer, findest, je nachdem, was du vorhast und was Neptun am Ende draus macht, Entspannung oder Nervenkitzel.
Für all das braucht es allerdings eine gewisse Erfahrung und ein relativ grosses Mass an Wissen und Fertigkeiten, nicht nur sportlicher Natur: Du musst eine Tour richtig planen und sicher und mühelos mit Karte und Kompass umgehen können. Eventuell musst du auch wissen, wie man Gezeiten und Strömungsgeschwindigkeiten berechnet. Du solltest gelernt haben, wo und wie man ein Lager für die Nacht richtig aufschlägt, wie man ein Feuer in Gang kriegt, selbst wenn alles Holz nass ist, und einen Plan haben, wie du deinen Müll wieder zurück in die Stadt bringst. Als erfahrene*r Seekajaker*in hast du sicher schon von "Leave No Trace" gehört – und weisst, wie man diese Prinzipien wirklich umsetzt. Du weisst, wo und wie du ein Toilettenloch gräbst und was du mit deinem gebrauchten Klopapier machen musst…
Zu alledem kommt noch der verantwortungsvolle Umgang mit der Tierwelt. Wir bei Moryak setzen uns z.B. sehr für die Einhaltung des "Wise-Codex" ein, um brütende oder nahrungssuchende Vögel oder ohnehin schon durch Unterwasserlärm gestresste Meeressäuger nicht unnötig zu stören. Wir sind uns sicher, als verantwortungsvoller Mensch tust du das auch. Auch wenn die Versuchung manchmal gross ist, für ein noch besseres Foto kurz alle Vernunft über Bord zu werfen und ein Tier zu verfolgen. Genauso wie wir uns sicher sind, dass auch du zu denen gehörst, die frei umhertreibende Fischernetzteile und Plastikmüll aus dem Meer fischen und dann, nach der Tour, so gut wie möglich entsorgen.
Wir Seekajaker*innen wissen, wie es um den Ozean steht – und wir versuchen, unseren Teil dazu beizutragen, dass wir die Situation vielleicht eines Tages wieder in den Griff bekommen.
Wir sagen es ganz offen: Hin und wieder nehmen wir uns als Seekajaker*innen die Freiheit, in der Natur "wild" zu übernachten. Wir glauben – nein, wir sind der festen Überzeugung –, dass dies unser Geburtsrecht ist und damit universal als Menschenrecht akzeptiert sein sollte. Denn es geht hierbei um nichts geringeres als um unsere Verbindung mit der Welt – etwas, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, es aber heute leider fast nirgends mehr ist. Das ganze Dilemma ist fest verwurzelt in unserem westlichen Weltverständnis: Wir Europäer glauben, dass wir als Menschen prinzipiell getrennt von der Natur sind. Aber das ist nichts weiter als ein Mythos; ein Glaubenssatz, den wir so fest verinnerlicht haben, dass wir ihn als gegeben ansehen, ohne ihn je zu hinterfragen; ein System, das sich selbst erhält, das nur dadurch wahr wird, dass wir daran glauben. Egal wie wir zur sogenannten "Natur" stehen, egal, ob wir glauben, sie sei zu unserer Ausbeutung da oder etwas schützenswertes: Wir glauben, sie sei ein passiver und von uns Menschen prinzipiell getrennter Raum. Schauen wir aber genauer hin, so lässt sich das nicht aufrecht erhalten. Schliesslich sind wir letztlich, ganz nüchtern betrachtet, nichts weiter als Säugetiere – zugegebenermassen Säugetiere mit grossen kognitiven und motorischen (und manchmal auch sozialen) Fähigkeiten. Aber egal wie speziell wir auch sein mögen (oder glauben zu sein): wir sind und bleiben ein integraler Teil einer ganzheitlichen Welt. Und von dieser dürfen wir uns nicht immer weiter aussperren lassen.
Das bedeutet: Biwaks sind nicht nur eine häufige Notwendigkeit auf Seekajaktouren – sie sind ein elementarer Bestandteil dessen, was das Seekajakfahren ausmacht. In einem Biwak sind wir dort, wo wir hingehören; dort, wo wir zu 99.9% unserer Menschheitsgeschichte waren: in unserem eigentlichen Zuhause.
VIEL FACETTENREICHER ALS DU DENKST
Abgesehen von seiner faszinierenden Geschichte, vom grossen Abenteuerfaktor und all den damit verknüpften philosophischen Fragen ist das Seekajakfahren natürlich (auch) – ganz elementar gesehen – ein Sport. Und tollerweise ist dieser Sport auch noch extrem abwechslungsreich. Zwar glauben viele heutzutage immer noch, Seekajakfahren würde lediglich aus Geradeauspaddeln bestehen – tatsächlich aber hat sich der Sport in den letzten Jahrzehnten extrem entwickelt. Zum klassischen Touring ist das verspielte Paddeln hinzugekommen. Und gleichzeitig gibt es ein riesiges Revival im Grönlandrollen – der ältesten (und vielleicht immer noch geheimnisvollsten) Tradition des Kajaksports.
Abgesehen von seiner faszinierenden Geschichte, vom grossen Abenteuerfaktor und all den damit verknüpften philosophischen Fragen ist das Seekajakfahren natürlich (auch) – ganz elementar gesehen – ein Sport. Und tollerweise ist dieser Sport auch noch extrem abwechslungsreich. Zwar glauben viele heutzutage immer noch, Seekajakfahren würde lediglich aus Geradeauspaddeln bestehen – tatsächlich aber hat sich der Sport in den letzten Jahrzehnten extrem entwickelt. Zum klassischen Touring ist das verspielte Paddeln hinzugekommen. Und gleichzeitig gibt es ein riesiges Revival im Grönlandrollen – der ältesten (und vielleicht immer noch geheimnisvollsten) Tradition des Kajaksports.
Wir haben es oben bereits diskutiert, was "Touring" für uns alles bedeutet. Aber auf die rein sportliche Ebene sind wir bislang noch nicht eingegangen. Touring ist, streng genommen, vor allem Geradeauspaddeln. Strecke machen. Dabei spielt es grundsätzlich keine Rolle, ob es sich um eine meditative Nachmittagstour auf dem See handelt, oder ob du um Grossbritannien herum paddelst und dabei raue Kaps und schwere See, starke Winde, Gezeitenströme und riesige offene Kreuzungen zu bewältigen hast. Touring ist grundsätzlich alles andere als eintönig und kann extrem herausfordernd sein – körperlich wie mental. Um manche Expeditionen zu meistern, brauchst du die Fitness und den Willen eines Marathonläufers, die Kraft eines Regattaruderers, die Konzentrationsfähigkeit eines Schach-Grossmeisters, die mentale Stärke eines Yogis, den Mut, die Abgebrühtheit und das nautische Wissen eines Einhand-Weltumseglers sowie die Bootskontrolle und Wellenfestigkeit eines Wildwasser-Profis. Früher oder später bringt uns Neptun alle an unsere Grenzen, seien sie physischer oder psychischer Natur. Aber das Gute ist – wir können diese Grenzen selber mit der Zeit Stück für Stück verschieben. Und deshalb trainieren wir auch nicht nur unsere Ausdauer beim Vorwärtspaddeln auf flachem Wasser, sondern verbessern unsere Technik in den spielerischen Disziplinen des Seekajakfahrens: Rockhopping, Tiderace, Surfen und Greenland Rolling.
Rockhopping (oder "Rockgardening", wie man es v.a. in Amerika nennt) bezeichnet das Paddeln zwischen den Felsen im Küstenbereich. Tatsächlich hat es viel gemeinsam mit dem Wildwasserpaddeln – und zwar nicht nur die Tatsache, dass man dabei tunlichst einen Helm tragen sollte. Es geht darum, geschickt und möglichst ohne Boots- und v.a. schmerzhaften Körperkontakt zwischen Felslücken hindurch zu paddeln, oder aber, mit perfektem Timing, auf einer Welle, die ein Hindernis überspült, sozusagen über dieses darüber zu "hüpfen". Anders als auf dem Fluss aber gilt es hier zu beachten, dass das Wasser nicht einfach nur den Berg hinunter fliesst, sondern dass es im Takt der Wellen ständig vor und zurück geht, wobei sich einerseits immer wieder Lücken öffnen, andererseits aber auch vorher überflutete Hindernisse plötzlich aus dem Wasser auftauchen. Deshalb ist diese Disziplin nicht nur grossartig, um seine Paddeltechnik, insbesondere was enge Manöver angeht, zu verbessern, sondern eben auch, um den Blick und das Gespür für die Dynamik des Meeres zu entwickeln.
Tideraces sind Gezeitenstromschnellen. Und das bedeutet: Hier sind, ganz klar, Fluss-Skills gefragt. Wer in schneller Strömung paddeln kann, traversieren, in Kehrwasser ein- und auch wieder herausfahren oder evtl. sogar auf stehenden Flusswellen surfen kann (oder genau das üben möchte), der wird hier glücklich. Der einzige Unterschied zum Fluss: Das ganze bleibt viermal in 25 Stunden einen Moment lang stehen, wechselt die Richtung, und nimmt dann langsam wieder an Fahrt auf (und schmeckt natürlich salzig…).
Während Tideraces für die meisten Paddler*innen lange Zeit etwas waren, was man, wenn irgendwie möglich, mit dem richtigen Timing zu vermeiden versuchte, werden diese Stellen heute immer mehr von Wildwasser-affinen Seekajaker*innen aufgesucht. Orte wie Penrhyn Mawr auf Anglesey, die Skookumchuck Narrows nördlich von Vancouver oder aber die vielen Tideraces vor Jersey oder an der bretonischen Küste haben sich in den letzten Jahrzehnten zu regelrechten Seekajak-Hotspots entwickelt.
Ähnlich wie auf einem Surfboard kannst du auch mit einem Seekajak in der Brandung surfen. Ideale Voraussetzung dafür sind ein flacher, hindernisfreier und möglichst nicht von Badenden frequentierter Sandstrand, sowie natürlich ein gewisser Seegang – und schon kann's losgehen! Nirgendwo sonst wirst du am Anfang so viel kentern – und nirgendwo sonst lernst du aber auch so gut, dein Boot zu kontrollieren und effektiv und sicher zu stützen. Das ganze macht zudem unglaublich Spass. Das Gefühl, wenn dich eine just in dem Moment brechende Welle von hinten packt und mit voller Geschwindigkeit mit zum Strand nimmt ist kaum zu beschreiben. Es ist einfach Serotoninausschüttung pur mit allergrösstem Suchtfaktor!
Genau wie bei den anderen technischen Disziplinen in dynamischem Wasser lernst du beim Surfen unglaublich schnell, dein Boot auch unter schwierigen Bedingungen zu beherrschen. Du schulst deine Reaktionen und wirst in kürzester Zeit ein*e sicherere*r Paddler*in. Das kommt dir v.a. in allen Situationen zugute, in denen du mit Wellen von hinten konfrontiert bist – sei es beim Anlanden am Strand oder beim Paddeln in nachlaufender See, was v.a. von sehr vielen weniger erfahrenen Paddler*innen oft als unangenehm empfunden wird.
Das Rollen – v.a. im grönländischen Stil – ist nicht nur etwas, was man eben einmal gelernt haben muss (und dann nie wieder macht), sondern eine uralte Disziplin innerhalb des Kajaksports für sich. Es gibt jedes Jahr offizielle Wettkämpfe im Grönlandrollen, bei denen die Athleten versuchen, alle 35 offiziellen Rollen innerhalb einer gegebenen Zeit, aber mit maximal sauberer Technik und auf beiden Seiten zu vollführen. Die/den Sieger*in bestimmen die Richter, anhand der von ihnen vergebenen Punkte.
Während einige der offiziellen Grönlandrollen wirklich sehr einfach sind, gibt es Rollen, die einen Lernenden schier zur Verzweiflung bringen. Diese traditionellen Rollen sind zum einen Zeugnis des unglaublichen Einfallsreichtums, der Begabung und der Disziplin der grönländischen Jäger. Zum anderen aber entwickelst du mit jeder neu erlernten Rolle ein grösseres Verständnis für das Zusammenspiel von Wasser, Paddel, Körper und Boot und gewinnst unglaublich viel Selbstvertrauen und Bootskontrolle, die dir in allen anderen "Disziplinen" des Kajaksports wieder zugute kommt!
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